Hörtheatrale

Die Hoertheatrale

Ein Rausch für die Vorstellungskraft

Bereits seit 2009 bereichert die Hörtheatrale in Marburg, unter der Leitung von Daniel Sempf, mit seinen originellen und aufwendigen Produktionen das Publikum. Dabei werden alle verfügbaren Mittel in Bewegung gesetzt.

Die Produktionen quellen förmlich über vor Einfallsreichtum und Bemühen der Beteiligten. Nicht nur die akustischen Elemente, auch Sound und Kostüm regen die Phantasie der Besucher an.

So geschehen am Freitagabend, als es auf dem Gelände des TC Marburg 1912 galt,  mit viel Witz und Raffinesse das Rätsel um „Das Zeichen der Vier“ von Arthur Conan Doyl zu lösen. Passend zum regnerischen Wetter beginnt das Hörtheater mit lautem Donner und Getöse. Von Anbeginn öffnen akustische Elemente die Tore der Phantasie und das Publikum wird in eine Welt der Irrungenund Wirrungen geführt.

Stefan Gille in der Rolle des Holmes, stürzt sich vor lauter Langeweile in den Kokainrausch. Erst als der „mangelnden geistigen Stimulation“ durch Franziska Knetsch, die Mary Morstan spielt ein Ende gesetzt wird, löst er sich von diesem. Sie beschert Holmes und Dr. Watson nicht nur einen neuen, langersehnten Fall, sondern bezaubert auch mit Attraktivität und Grips. Vor allem der gute Dr. Watson, gespielt von Daniel Sempf, schwebt unmittelbar auf Wolke Sieben. Während Watson von Miss Morstans Erscheinung hin und weg ist, betrachtet Holmes die angenehme weibliche Erscheinung eher rational und widmet sich umso interessierter der Auflösung des Falls.

Was hat die Einladung zu einem rätselhaften Treffen mit dem Verschwinden von Miss Morstans Vater zu tun? Wer ist der Mann mit dem Holzbein? Und wieso werden die Detektive um ein Haar von giftigen Pfeilen getroffen? Mutig und charmant treten die drei der spannenden Angelegenheit gegenüber. Sie begegnen dabei indischen Palästen, neurotischen Figuren und erleben sogar eine wilde Verfolgungsjagd auf der Themse. Dabei bekommen sie Unterstützung von Holmes weitem Netzwerk an Helfern, welches ebenfalls von den drei Schauspielern dargestellt wird – womit sie mal wieder ihre Vielfältigkeit unter Beweis stellen. Besonders Franziska Knetsch beeindruckt mit ihrem universellen Können und verdient sich sogar Zwischenapplaus. Ob als Hund Tobi oder Inspektor mit osteuropäischem Einschlag- flüssig wechselt sie von Rolle zu Rolle und ist wahrlich überall zuhause.

Jedes Türknarzen ist zu hören 

Gefüllt von Licht-und Akustik-Elementen wird die Vorstellungskraft des Publikums inspiriert. Jedes knarzen der Tür, jede Zugluft ist zu hören, jede Bewegung und Handlung wird untermalt. Auch das mimische Spiel und   die Kostüme werden raffiniert eingesetzt. Ein spartanisches Bühnenbild, samt beleuchteter Rückwand und einer einzigen Lampe reichen dem Stück aus. Das Zeichen der Vier“ erschien 1890 und ist der zweite Sherlock-Holmes- Roman aus der Feder des geadelten Sir Arthur Conan Doyle (1859 bis 1930). Nach seinem Medizinstudium begann er aus Patientenmangen in seinen Praxen, Geschichten rund um die Figuren Sherlock-Holmes zu schreiben. Später kamen ebenso historische Romane und Science-Fiction hinzu.

von Nigar Ghasimi | 27.08.2017 Oberhessische Presse