Hörtheatrale

Das schwatzende Herz & Wassergrube und Pendel

nach E. A. Poe

15

Februar
Der Mann in „Das schwatzende Herz“ entkommt seiner inneren Stimme nicht, die ihm beständig zuflüstert: „Tu es“. Er plant einen Mord, mit unglaublicher Präzision, nur weil ihn das Auge des Nachbarn ärgert. Nichts scheint ihn von seinem Plan und seiner Ruhe abzubringen. In „Wassergrube und Pendel“ erwacht ein Gefangener in einem finsteren Kerker. Hat man ihn zum Tode verurteilt? Warum lebt er dann noch? Welche Qualen erwarten ihn?
 

Über das Stück

Edgar Allan Poe fasziniert, auch über 150 Jahren nach seinem Tod. Ist doch die schwarze Seite der heutigen Kultur undenkbar ohne ihn. Schaut man sich zum Beispiel Hitchcocks Filme an, findet man allerhand Parallelen – Norman Bates altes Wohnhaus in „Psycho“ erinnert stark an das Haus der Familie Usher (Der Fall des Hauses Usher); oder wenn Bates sich langsam dem Duschvorhang nähert, das Messer in der Hand, kein Geräusch verursachend, könnte man meinen, der Ich-Erzähler aus der Geschichte „Das schwatzende Herz“ schleicht sich an, um den alten Mann zu ermorden. Ohne Poe hätte es Sherlock Holmes nie gegeben, weist doch Doyles Held alle Eigenschaften eines „Dupin“ auf, dem ersten Detektiv der Kriminalliteratur. (Der Doppelmord in der Rue Morgue). Poe entfesselt die Erzählung und auch den Erzähler von den Zwängen der Vernunft. Gibt dem Mörder Zeit, seine Geschichte mitzuteilen und lässt uns, den Leser oder Zuhörer, den Raum nachzuspüren. In Poes Erzählung „Die schwarze Katze“ heisst es: “Wer hat nicht schon hundert Mal eine gemeine oder dumme Handlung begangen, einzig und allein, weil er wusste, dass er eigentlich nicht so handeln sollte! Haben wir nicht eine beständige Neigung, das Gesetz zu übertreten, nur weil wir eben wissen, dass es Gesetz ist?«

Das schwatzende Herz - Mal mit wahnhaft verzerrtem Gesicht, mal mit steinerner Miene formte der Schauspieler die Worte des Altmeisters der Horrorliteratur Edgar Allan Poe, dessen Klassiker ihre Wirkung im alten Steingewölbe des Lomonossow-Kellers am Markt voll entfalten konnten.

Marcus Hergenhan / Oberhessische Presse 16.03.2016